Fiesta del noche in Leon

In den letzten Tagen ging es richtig bergauf mit mir! Ich lief jeden Tag um die 25 km, war motiviert und stark. Bis mir gestern die Kraft ausging. Die ersten 7 km ins nächste größere Dorf hab ich noch geschafft, und zwar direkt zum Busbahnhof, von wo ich dann direkt die letzten 17 km zwar nicht mit dem Bus, sondern mit dem Taxi nach Leon, die regionale Hauptstadt, gefahren bin. Sonntags fährt kein Bus… Die Idee hatten aber auch noch andere und wir reden uns die Taxifahrt schön: durch die Industriegebiete und endlosen Vororte will doch eh keiner laufen!

Nach den einsamen Tagen in der Meseta ist die Stadt ein kleiner Schock! Es wimmelt nur so von Menschen. Es ist gleichzeitig entspannt und energetisch, es ist langes Wochenende, alle feiern eine große Fiesta.

In den engen Straßen der Altstadt ist am Abend kaum ein durchkommen! Die Bars und Restaurants sind brechend voll, die Menschen sind am Essen und Trinken, Lachen und Singen.

So stellt man sich spanisches Nachtleben vor! Ich bin selbstverständlich mittendrin. Auch die Pilger treffen sich hier wieder. Es wird gefeiert und getrunken.

Aber so ganz kann ich die Fiesta nicht genießen! Meine Laune ist so grottenschlecht, mein Energielevel so weit unten, dass ich nur noch schimpfe, fluche und zetere!

Ich verfluche meinen Rucksack, ich will lieber einen Rollkoffer, um den am besten gleich zum Flughafen zu schieben. Ich hasse meine Klamotten, die ich seit fast 3 Wochen trage. Doch, die werden gewaschen, mit der Hand, täglich. Mit der gleichen Seife, mit der ich auch Körper und Haare wasche. Meine Wanderschuhe werde ich bis zu meiner Abreise aus Leon nicht einmal anschauen! Ich trage mein Barfussschuhe. Scheiss Kopfsteinpflaster hier! Meine Tage bestehen aus Laufen, Essen, Trinken, Wäsche waschen und, meistens schlecht, schlafen. Was für ein Bullshit! Mein ganzer Körper fühlt sich wund an. Meine Güte, das Ganze soll doch auch Spaß machen, oder? Wir sind doch nicht mehr im Mittelalter, als sich die Pilger zusätzlich noch geißelten… aber so fühle ich mich!

Ich gehe aber trotzdem, oder gerade deshalb zu einer Pilgersegnung in die Kirche. Die Nonnen beten, singen, erzählen und segnen. Und hinterher geht es mir wirklich besser! Ich weiß wieder, warum ich hier bin und was das Ganze soll. Ich lege meinen Groll ab und bin wieder eingetunt.

Aber dann weiß ich auch, warum es mir so schlecht geht: ich habe eine Erkältung! Gut, dass mir 2 Ruhetage bevorstehen: der erste hier in der Stadt, ich werde richtig Tourist sein, die Kathedrale und die anderen Sehenswürdigkeiten anschauen, mit der Bummelbahn fahren und viel Tee trinken.

Den zweiten Ruhetag werde ich an der Küste verbringen! Ich bekomme nämlich ein Geschenk: mein Sohn kommt für die kommende Woche!

Wir werden erst mit dem Bus an die Küste fahren, für einen Tag Sommerurlaub am Strand machen, dann kommen wir zurück und laufen ein paar Tage zusammen den Camino, bis Astorga, von wo sich Kilian wieder auf den Heimweg macht.

Der Besuch wird mich aufbauen, mir Kraft geben und ich freue mich riesig darauf, Zeit mit Kili zu verbringen. So wird dann auch die Erkältung vergehen…

Übrigens: ich hatte mich drauf gefreut, die 3 vor der Kilometerangabe zu sehen! Mittlerweile sehe ich schon in kurzer Entfernung die 2! Ich bin fast 300km gelaufen! Tschacka!