Gedankenkreisen

Ich bin wieder am Laufen! Nach 4 (!) kuscheligen Tagen in einem Hotel, von denen ich 3 nahezu komplett im Bett verbracht habe (mit ZDF und Netflix), bin ich wieder da!

Die Tage habe ich auch genutzt, um gründlich drüber zu sinnieren, warum ich so krank geworden bin:

Ergebnis: in der Meseta bin ich über meine Grenzen gegangen. Die 20/25 km täglich hätte ich gut weggesteckt, wenn ich mich nicht hätte ablenken lassen, von Gesellschaft, Vino trinken und spät ins Bett gehen. Bei diesem brutalen Klima geht das auf die Gesundheit! In der Sonne am Nachmittag bis zu 25 Grad, im Schatten eiskalt und frühmorgens nur 2 Grad – das geht an die Substanz! Ich habe die Quittung gekriegt für mein Lotterleben.

Aber jetzt bin ich im Endspurt: damit mir das nicht wieder passiert, dass ich mich davontragen lasse, habe ich mir einen feinen Plan gemacht, auf dem Papier und im Kopf:

Auf dem Papier: Ich habe noch 10 Tage bis Santiago, und knapp 200 km (siehe Bild oben). Jeder Tag ist geplant mit um die 20 km. Die Betten sind reserviert.

Im Kopf: ich gehe, solange es mir gut geht! Ich will es genießen! Komme ich in eine Schwäche oder habe das Bedürfnis nach Ruhe, dann fahre ich den Rest einer Tagesetappe mit dem Taxi oder auch eine ganze Etappe mit dem Bus.

Jetzt sagen vielleicht manche: das ist doch kein Pilgern!

Doch! Denn gerade beim Pilgern kommt es nicht auf Leistung an. Es fragt niemand, ob du am Ende 487,635 oder 1111 km gelaufen bist. Spielt einfach keine Rolle. Was eine Rolle spielt, sind die Prozesse, die im Inneren angestoßen und bewältigt wurden. Was du mit nach Hause nimmst. Die Erinnerungen, die Erfahrungen, die du im Herzen trägst.

Darauf kommt es an.

Und für mich gilt, dass ich viel Zeit brauche, um diese vielen Erfahrungen zu verarbeiten. Ich kann das nicht einfach „wegdrücken“ und stoisch weiterlaufen. Ich muss auch mal stehenbleiben (im Sinne von pausieren) und alles durch mich durch laufen lassen. Ist auch laufen, nur anders.

Eigentlich fiel mir gar nix Gscheits ein, was ich hätte schreiben können. Irgendwie ist es doch was geworden. Ob es was Gscheits ist, überlasse ich dir!