St. Jean Pied de Port – Pamplona

In St. Jean Pied de Port haben wir ein nettes Zimmer mit Gemeinschaftsbad im „La Vita et Bella“ – stimmt! Das Leben ist schön! Und erstmalig packe ich auch die Ukulele aus – was soll man auch sonst machen? Es regnet in Strömen, man kann ohne Regencape keinen Fuß vor die Tür setzen. Die Gastgeber und deren Freunde sind begeistert, klatschen und singen eifrig mit, ich komme mir vor wie ein Spiel- und Gesangstalent. Als die unmusikalischste Person ever, die einfach nur Spaß am Spielen hat, tut das einfach gut, hach, was sind die Leute doch nett, die Chefin bietet mir doch tatsächlich eine freie Übernachtung an, wenn ich bleibe und am Abend spiele!

Wir werden mit Küsschen verabschiedet und machen uns auf den Weg nach Roncevalles. Strömender Regen, schweres Gelände, was soll ich sagen? Ich sag einfach nichts dazu, sondern hake es ab… ✔️ 🤬

Im Regen geht es weiter, den ganzen Weg nach Pamplona regnet es und trotzdem habe ich einen leichten Sonnenbrand, der Kopf und die Arme sind gerötet. Hä?

Es sind sehr, sehr viele Amerikaner auf dem Weg, ebenso Asiaten (Japan, Taiwan, Korea). Die Dörfer, durch die wir wandern, wirken wie ausgestorben. Alle Bars und Herbergen, private Gasthöfe sind dauerhaft geschlossen. Kein Mensch oder Tier ist zu sehen. Und so langsam wird uns bewusst und von den Mitpilgern bestätigt, dass Betten rar sind und deshalb im Voraus gebucht werden müssen, Das kenne ich, dass man am Vormittag für die jeweilige Nacht reservieren soll. Aber wir reden hier von 3-4 Tagen Vorlauf!

Das bringt uns dazu, an einem Abend einige Stunden mit Bettensuche für die nächste Woche zu verbringen: wir müssen am Freitag in Logrono sein! Am Samstag gibt es einen Tag Erholung und gutes Essen in der Hauptstadt der Tapas, Sonntag muss Bea die Heimreise antreten und ich werde alleine weiterlaufen. Aber es gibt einfach keine freien Zimmer in Logrono! Halt, doch! Es gibt freie Zimmer! Das günstigste für über 300€.

Abgesehen davon stelle ich fest, dass sich die Zimmerpreise seit Herbst 21 verdrei- bis vervierfacht haben. Das frustriert mich dermaßen, dass ich ernsthaft überlege, mit Bea zurück nach Barcelona zu fahren, dort auf Kilian zu warten und noch was schönes mit ihm zu machen, um dann schnell nach Hause zu fahren. Vielleicht gehe ich noch für 2 Wochen in den Ashram, wohin ich ja sowieso wollte…

Ach, das alles ist so gar nicht, wie wir es uns vorgestellt hatten! Wetter doof, Weg doof, Geisterdörfer doof, Mitreisende zum Großteil doof, Zimmer doof, Bea geht bald doof – alles doof, ich glaub, ich geh besser nach Hause, ich auch doof.

Und dann, wie immer, wendet sich das Blatt. Das Wetter wird besser und wir können erstmalig die Sonnenbrillen aus- und die Regenponchos einpacken. Die Dörfer sind belebter, wir genießen den Weg, die Zeit miteinander und beglücken uns gegenseitig mit Weisheiten und Informationen, die uns immer wieder herzhaft zum Lachen bringen (Bea hat mir verboten, mehr Details zu bringen). Die Landschaft ist großartig, hinter jeder Biegung wartet eine neue Aussicht auf uns.

Und auch, wenn ich jetzt ein bisschen sehr gläubig klinge: alles wieder besser, als ich in der Kathedrale einer Statue des Apostel Jakob unerwartet gegenüber stand und mich das sehr bewegte. Ein schnelles, stilles Gebet an ihn und die Welt ist gleich freundlicher 😊

Unser heutiger Gastgeber hat uns versprochen, die Herbergen in Logrono anzurufen und Betten zu finden!

Und gerade sitzen wir auf der Terrasse des Hostels und singen Songs der Neuen Deutschen Welle zusammen mit Engländern und anderen lustigen Leuten.

Alles wird gut!